Unser Immunsystem mit den weißen Blutkörperchen und T-Zellen wehrt eindringende Krankheitserreger ab und macht sie unschädlich. Die Fress- und Killerzillen greifen im Normalfall nur fremde Eindringlinge an, während sie körpereigene Zellen erkennen und verschonen.
Bei einer Autoimmunerkrankung richtet sich das Immunsystem gegen eigene Körperzellen und zerstört sie. Die Folge dieser überschießenden Immunreaktion sind massive Entzündungen an den verschiedensten Organen des Körpers. Die Ursachen für das Versagen des Immunsystems bei der Unterscheidung zwischen körpereigenen und körperfremden Zellen sind noch nicht ganz geklärt. Die Auto-Antikörper, die sich auf das körpereigene Gewebe konzentrieren und attackieren, haben nun nicht mehr die Kraft, um ihre eigentliche Aufgabe zu erfüllen – nämlich körperfremde Krankheitserreger unschädlich zu machen. Die Folge sind eindringende Viren und Bakterien, aber auch das ungehinderte Wachstum und die Verbreitung von Krebszellen im Körper, die normalerweise vom Immunsystem rechtzeitig erkannt und zerstört werden. Die Insuffizienz des Immunsystems wird auch als Immunmangelkrankheit bezeichnet.
Als Auslöser einer Autoimmunerkrankung werden eine angeborene genetische Veranlagung, Stresssituationen, Infektionen und Umweltfaktoren angenommen. Die Medizin kennt rund 60 verschiedene Autoimmunerkrankungen, die sich entweder nur gegen ein spezifisches Organ richten oder im gesamten Körper systemisch wirken.
Zu den bekanntesten Autoimmunerkrankungen gehört der Diabetes Mellitus Typ I, bei dem die Antikörper die Bauchspeicheldrüse attackieren und die insulinproduzierenden Zellen zerstören, so dass das lebensnotwendige Insulin zeitlebens von außen zugeführt werden muss. Auch die Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Antikörper die Nervenzellen zerstören. Weitere Beispiele für Autoimmunerkrankungen, die auf ein Organ beschränkt sind, sind die Hashimoto-Thyreoiditis, die sich gegen die Schilddrüse richtet und die Hautkrankheit Vitiligo, bei der die Pigmente in der Haut zerstört werden und sich weiße pigmentfreie Hautflecken bilden.
Zu den systemischen Autoimmunerkrankungen, die sich im gesamten Körper manifestieren, gehören die Schuppenflechte, die die Haut, Gelenke und Fingernägel befällt, sowie die verbreitete Erkrankung der rheumatoiden Arthritis, im Volksmund auch einfach als Rheuma bezeichnet. Bei der rheumatoiden Arthritis attackieren die Antikörper das körpereigene Bindegewebe der Gelenke und Sehnen und zerstören sie mit der Zeit.
Es gibt keine generelle Therapie für Autoimmunerkrankungen. Je nach betroffenem Organ wird die geeignete Therapie ausgewählt und der Funktionsausfall des Organs kompensiert (bei der Bauchspeicheldrüse durch Insulin, bei der Schilddrüse durch Schilddrüsenhormone). Zusätzlich kann das Immunsupressiva Kortison die überschießende Reaktion des Immunsystems dämpfen. Der Nachteil von Immunsupressiva ist jedoch, dass auch die Abwehr gegen körperfremde Krankheitserreger sinkt. Mit entzündungshemmenden Medikamenten können die Entzündungen der angegriffenen Organe in Schach gehalten werden. Leider sind Autoimmunerkrankungen auf dem heutigen Stand der Medizin noch nicht heilbar. Erste wissenschaftliche Ergebnisse zur Regulierung des Immunsystems geben jedoch Anlass zur Hoffnung.
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