Ein bösartiger, seltener Tumor ist der Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom) der von den Zellen der Schilddrüse ausgeht.
Die Schilddrüse liegt unterhalb des Kehlkopfes und besteht aus zwei Seitenlappen, die miteinander verbunden sind. Sie wiegt normalerweise zwischen 25 und 30 Gramm. Die Aufgabe der Schilddrüse besteht darin, zwei Hormone zu bilden, einmal das Thyroxin (T4) und das Thyronin (T3), diese zu speichern und abzugeben.
Schilddrüsenkrebs ist eine in Deutschland seltene Krebserkrankung. Von 100.000 erkranken lediglich fünf Menschen daran, Frauen sind häufiger als Männer betroffen. Die Erkrankung tritt meistens im Alter zwischen 50 und 60 Jahren auf.
Man unterscheidet zwischen den differenzierten und undifferenzierten Schilddrüsenkarzinomen.
Bei den differenzierten Schilddrüsenkarzinomen gibt es zum einen das papilläre und das follikuläre Schilddrüsenkarzinom, die aber beide noch dem normalen Schilddrüsengewebe ähnlich und somit nicht so stark bösartig sind, so dass die Heilungschancen recht gut sind.
Bei dem papillären Karzinom ist die Metastasenbildung in der Nähe der Schilddrüse in den Lymphknoten und die Fernmetastasen häufiger in der Lunge statt in den Knochen.
Bei den follikulären Karzinomen treten in den Lymphknoten keine Metastasen auf, sondern nur die Fernmetastasen, gleichsam aber in Lunge und in den Knochen.
Die undiffenzierten Schilddrüsenkarzinome, auch anaplastische Karzinome genannt, sind stark bösartig und vermehren sich schnell und wachsen in das Gewebe ein. Wenn diese Erkrankung festgestellt wird, sind meistens schon Fernmetastasen in Lunge, Knochen sowie auch in der Leber und im Gehirn zu finden.
Als letztes ist noch das medulläre Schilddrüsenkarzinom zu erwähnen, das sich nicht aus den Zellen der Drüse, sondern in den dazwischenliegenden Zellen, den sogenannten C-Zellen, entwickelt.
Die genauen Ursachen der Schildrüsenkrebserkrankung sind bislang noch nicht bekannt, doch gelten bestimmte Faktoren mit als Ursache für diese Erkrankung.
So sind die Menschen, die in einer jodarmen Gegend, beispielsweise in den Bergen, wohnen, um das 2,3-fache stärker gefährdet an einem Schilddrüsenkarzinom zu erkranken. Weiterhin können ionisierende Strahlen für die Krebsbildung mit verantwortlich sein, wie Untersuchungen bei den Überlebenden von Hiroshima/Nagasaki bzw. dem Reaktorunglück von Tschernobyl zeigten - besonders Kinder waren stärker betroffen.
Ein erhöhtes Risiko besteht auch bei Vorerkrankungen wie beispielsweise Kropfbildung und Adenomen (Knoten) der Schilddrüse.
Im Anfangsstadium der Erkrankung treten keinerlei Beschwerden auf, erst im Laufe der Zeit der Erkrankung wird eine Vergrößerung der Schilddrüse bemerkt, so dass auch das Essen und Atmen, durch den Druck auf die Luft-und Speiseröhre, schwerer fallen. Auch kann die Stimme heiser klingen.
Wenn die Nervenbahnen geschädigt sind, können die Pupillen verengen, der Augapfel geht mehr in die Augenhöhle zurück und das Oberlid auf der betroffenen Seite hängt herab. Diese Merkmale werden auch als Horner-Syndrom bezeichnet.
Werden die Halslymphknoten befallen, so schwellen sie stark an.
Manchmal kann ein Schilddrüsenkarzinom schon früh ertastet werden, aber mit Hilfe eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) wird die gesamte Größe der Schilddrüse und Gewebsveränderungen festgestellt. Auch können flüssigkeitsgefüllte Hohlräume von Tumoren unterschieden werden.
Blutuntersuchungen zeigen die Schilddrüsenfunktion auf und ein medulläres Schilddrüsenkarzinom kann wegen einer Kalzitonin-Konzentration erkannt werden.
Über einer Szintigraphie kann man einen krebsverdächtigen Knoten von einer Schilddrüsenautonomie (autonome Adenome), siehe auch Schilddrüsenüberfunktion, unterscheiden.
Bei der Szintigraphie wird eine radioaktive Substanz (Tc99m) in die Vene gespritzt, die sich in der Schilddrüse anreichert. Mit Hilfe einer speziellen Kamera werden dann Bilder von der Schilddrüse gemacht, die farbliche Markierungen aufweisen. Wenn Gebiete wenig oder keine Tc-Aufnahme aufzeigen, bezeichnet man dies als "kalte Areale", bei erhöhter Tc-Aufnahme als "heiße Areale". Dementsprechend werden dann dort befindliche Knoten als "kalte" oder "heiße" Knoten bezeichnet. Handelt es sich um "heiße" Knoten, so liegt eine Schilddrüsenautonomie vor, bei den "kalten" Knoten kann es sich um krebsverdächtige Tumore handeln, die mittels einer Gewebeprobe (Punktion) näher untersucht werden müssen.
Wenn eine genaue Diagnose mit einer Gewebeprobe über die Punktion nicht getroffen werden kann, beispielsweise bei follikulären Tumoren, ist eine Operation zu empfehlen. Danach kann mit Sicherheit gesagt werden, ob es sich um einen gut- oder bösartigen Tumor handelt.
Wenn die Diagnose auf Schilddrüsenkarzinom lautet, werden weitere Untersuchungen durchgeführt, zum Beispiel eine Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT), Röntgenuntersuchungen der Lunge, Kehlkopfuntersuchung und auch eine Knochenszintigraphie.
Von der einzelnen Tumorart abhängig ist dann die einzelne Therapie. Ebenfalls ist die Größe und die Ausbreitung für die individuelle Behandlung maßgebend. Verschiedene Mediziner treffen die Entscheidungen für die nötige Behandlung, so arbeiten Strahlentherapeuten, Nuklearmediziner, Chirurgen und Stoffwechselexperten zusammen.
Als Behandlungsmöglichkeiten stehen
zur Verfügung. Chemotherapie wird beim Schilddrüsenkrebs, weil diese Tumoren nur wenig auf diese Behandlung reagieren, wenig eingesetzt, es sei denn bei verstreuten Metastasen oder besonders aggressiven Tumoren.
Eine Operation bei einem differenzierten Schilddrüsenkarzinom, entweder beim papillaren oder auch beim follikulären Schilddrüsenkarzinom, führt immer zu den besten Heilungsaussichten. Dabei muss nicht immer die gesamte Schilddrüse entfernt werden, denn wenn der Tumor noch klein ist (kleiner als ein Zentimeter) und die Lymphknoten noch nicht befallen sind, ist es ausreichend, nur eine Schilddrüsenhälfte zu entfernen.
Nach einer Operation kann eine Radio-Jod-Therapie gemacht werden, bei der der Erkrankte radioaktives Jod in Form von Kapseln einnimmt. Das Schilddrüsengewebe nimmt das Jod auf und die enthaltenen Strahlen zerstören dann die Schilddrüsenkrebszellen.
Nach einer Operation und einer Radio-Jod-Therapie ist die Einnahme von Schilddrüsenhormonen für den Rest des Lebens nötig. Die Hormone gibt es in Form von Tabletten und ersetzten die fehlende Hormonproduktion.
Beim differenzierten Schilddrüsenkarzinom sind die Heilungsaussichten hoch, wobei diese bei dem papillären Schilddrüsenkarzinom noch besser sind, denn zirka 90 Prozent der Erkrankten leben nach der Behandlung noch länger als zehn Jahre. Aber es besteht dabei immer noch die Möglichkeit, dass die Krankheit erneut ausbricht.
Beim follikulären Schilddrüsenkarzinom sind die Chancen einer Heilung nicht ganz so hoch, es kann nicht immer eine komplette Tumorfreiheit erreicht werden, doch liegen die Chancen der Erkrankten noch länger zu leben bei 80 Prozent.
Bei beiden Erkrankungsarten sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig.
Bei einem undifferenzierten (anaplastischen) Schilddrüsenkarzinom können die Tumore sehr selten ganz entfernt werden, so dass die meisten Erkrankten auch innerhalb von zwei Jahren versterben. Die Beschwerden und Schmerzen werden aber durch eine gezielte Therapie gelindert.
Bei dem medullären Schilddrüsenkarzinom hängt es von der Tumorgröße, der Menge der Fernmetastasen und einer erfolgreichen Operation ab, wie groß die Überlebungschance ist, so sind auch hier noch zehn Jahre möglich.
In Deutschland, insgesamt einer Jodmangelregion, ist das in den hier geernteten Nahrungsmitteln vorhandene Jod nicht ausreichend für den täglichen Bedarf. Somit muss man auf eine ausreichende zusätzliche Jodzufuhr achten. So liegt der Bedarf bei einem Erwachsenen bei 180 bis 200 Mikrogramm. Frauen, die schwanger sind oder Stillen, benötigen zirka 260 Mikrogramm.
Jodsalz alleine ist aber nicht genug. Viel Jod ist beispielsweise in Seefisch oder Meeresfrüchten vorhanden.
Eine Strahlenbelastung ist möglichst zu vermeiden, da ionisierende Strahlen mit zu den Ursachen einer Krebserkrankung zählen.
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