Die zweite große Stoffwechselerkrankung, nach der Diabetes, ist die Gicht, die aber heute seltener auftritt, weil viele Erkrankungen, die früher einfachhalber als Gicht bezeichnet wurden, der Gruppe der rheumatischen Erkrankungen zugeordnet werden.
Die medizinische Bezeichnung für die Gicht ist Arthritis urica, was aus dem Griechischen arthron = Gelenk und dem Lateinischen acidum uricum = Harnsäure abgeleitet wird.
Die Gicht wird durch einen erhöhten Harnsäurespiegel ausgelöst und beginnt in den großen Zehen, d.h. Harnsäurekristalle lagern sich in den Gelenken ab. Das Gelenk ist bei einem akuten Gichtanfall stark entzündet und bereitet große Schmerzen.
Meistens sind von der Gicht Menschen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren betroffen, wobei auch Übergewicht eine große Rolle spielt.
Aufgrund der heute zur Verfügung stehenden Medikamente kann man der Gicht sehr gut vorbeugen, wobei die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten oftmals schon ausreichend ist.
Aufgrund einer Erhöhung des Harnsäurespiegels kommt es zur Gicht, was oftmals eine angeborene Stoffwechselstörung ist.
Die Harnsäure wird im Körper produziert oder auch über die Nahrung aufgenommen. Diese Harnsäuresalze, die vornehmlich aus den Eiweißkörperchen der Zellkerne stammen, werden nicht, wie normalerweise mit dem Harn, ausgeschieden, sondern im Säftestrom angereichert und in den Gelenken, Schleimbeuteln usw. abgelagert.
Besonders Männer mit Übergewicht sind davon häufig betroffen. Aber nicht nur üppiges Essen und Trinken führt zur Erhöhung der Harnsäure, sondern auch andere Krankheitsursachen, wie geistige Überanstrengung, allergische Prozesse und seelische Erregungen können dazu beitragen.
Man unterscheidet zwischen zwei Formen der Gicht. Zum einen die primäre Form, die häufiger vorhanden und eine angeborene Stoffwechselstörung ist, bei der die Nieren zu wenig Harnsäure ausscheiden. Manchmal liegt auch eine Überproduktion von Harnsäure vor.
Bei der der Gicht, der sekundären Gicht, sind andere Erkrankungen verantwortlich. So können Tumor- oder Nierenerkrankungen, Zuckerkrankheit (Diabetes) und bestimmte harntreibende Medikamente die Ursache sein. Für einen akuten Gichtanfall können erhöhter Alkoholkonsum, besonders Bier, oder plötzliches Fasten ebenfalls die Ursache sein.
Die Harnsäure wird, wenn sie über die Nahrung aufgenommen wird, durch sogenannte purinreiche Kost produziert. Zu den purinreichen Nahrungsmitteln gehören beispielsweise
Empfehlenswerte Nahrungsmittel bei einer Gichterkrankung sind u.a. Käse, Butter, Eier und Brot.
Meist bereitet ein erhöhter Harnsäurespiegel keinerlei Beschwerden, so dass es viele Jahre oder auch Jahrzehnte dauern kann, bis ein Betroffener einen Gichtanfall erleidet. Der normale Harnsäurespiegel liegt bei Männern unter 6,5 mg/dl, wobei bei einer Erhöhung bis 7,0 mg/dl das Risiko einen Gichtanfall zu bekommen unter zwei Prozent liegt. Wenn der Harnsäurespiegel um die 8 mg/dl liegt, steigt dann allerdings die Wahrscheinlichkeit auf 40 Prozent und bei Werten über 9,0 mg/dl auf 100 Prozent in den nächsten ein bis zwei Jahren einen Gichtanfall zu erleiden.
Bei einem Gichtanfall, der bei zwei Dritteln aller Fälle das Gelenk der großen Zehe befällt, schwillt das Gelenk stark an und verfärbt sich rot. Dabei treten große Schmerzen auf, der Betroffene kann nur noch auf der Ferse gehen. Man bezeichnet dies auch als Podagra (griech. pous = Fuß und agra = Falle) oder Zipperlein.
Nach einem solchen akuten Gichtanfall kommt es zu einer zweiten Phase, die man als interkritische Phase bezeichnet und bei der man monatelang wieder beschwerdefrei lebt. Aber ohne eine Behandlung werden auch diese Phasen kürzer und verlaufen im Laufe der Zeit auch nicht immer schmerzfrei.
Die chronische Gicht ist heute aufgrund der besseren Früherkennung und Behandlung nicht mehr so häufig. Die Betroffenen haben dabei ständig Schmerzen und auf Röntgenbildern kann man bleibende Gelenkveränderungen, die auch die Beweglichkeit behindern, feststellen.
Man sieht auch dann häufig an den Gelenken die so genannten Gichtknoten (Gichttophi), wobei es sich um derbe, schmerzlose Knötchen handelt, die unter der haut liegen. In diesen Knötchen befindet sich eine weiße Masse, die aus Harnsäure besteht. Man sieht diese Knötchen an den Händen, Füßen, Ellenbogen oder auch am Rand vom Ohrknorpel.
Wird ein erhöhter Harnsäurespiegel über Jahre hinweg nicht behandelt, kann dies auch zu Ablagerungen in anderen Organen führen und als Folgeerscheinung eine Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) auftreten.
Mittels einer Blutuntersuchung lässt sich der Harnsäurespiegel feststellen. Wenn eine Erhöhung vorliegt, deutet dies auf Gicht bzw. Gichtanfälligkeit hin. Man spricht von einem erhöhten Harnsäurewert bei Männern von 6,5 bis 7,0 mg/dl. Eine starke Erhöhung liegt bei 8,0 mg/Dl und eine sehr starke Erhöhung bei über 9,0 mg/dl vor.
Bei einem akuten Gichtanfall ist eine Erhöhung des Harnsäurespiegels nicht nachweisbar, aber die typischen Beschwerden zeigen dem Arzt, das es sich um Gicht handelt.
Mit Hilfe von Röntgenuntersuchungen lassen sich Gelenkveränderungen nachweisen, die aber erst im Laufe der Zeit geschehen. Wenn die Gicht lange nicht behandelt wurde, sollten auch die Nieren auf ihre Funktion hin untersucht werden, da sonst eine Schädigung nicht ausgeschlossen werden kann.
Da die Gicht nicht nur durch angeborene Stoffwechselstörungen ausgelöst wird, sondern es sich auch dabei um eine sekundäre Form handeln kann, d.h. es können auch andere Ursachen wie Diabetes der Auslöser sein, müssen diesbezügliche Untersuchungen gemacht werden.
Bei der Behandlung eines akuten Gichtanfalls muss auf jeden Fall ein Arzt hinzugezogen werden. Dieser wird strengste Bettruhe verordnen, damit das erkrankte Gelenk vollständig ruhig gestellt wird. Für eine schnelle Linderung werden Colchicin, ein entzündungshemmendes Schmerzmittel, sowie kühlende Gelenkumschläge benutzt. Der Betroffene muss viel trinken und Alkohol meiden. Auch bei der Nahrungsaufnahme sind bestimmte Nahrungsmittel tabu, zum Beispiel Fleisch und Hülsenfrüchte.
Bei einem schweren Verlauf der Gicht oder wenn der Anfall länger andauert, gibt es weitere Medikamente, wie beispielsweise nicht-sterodiale Antirheumatika (NSAR) oder Glukokortikoide (z.B. Prednisolon).
Für die längerfristige Behandlung ist die Senkung des Harnsäurespiegels erforderlich. Dies kann durch eine bestimmte Diät erfolgen, bei der der Betroffene darauf achten muss, dass er purinarme Nahrungsmittel zu sich nimmt. Sehr viele Purine sind in nachfolgenden Lebensmitteln enthalten:
In Eiern, Milchprodukten und Brot sind keine oder nur wenige Purine enthalten. In Wein, Schnaps und Bier sind ebenfalls keine bzw. wenige Purine enthalten, aber da Alkohol sich auf den Harnsäureabbau negativ auswirkt, sollte darauf verzichtet werden.
Weiterhin gibt es Medikamente, die entweder die Harnsäure reduzieren oder die Harnsäureausscheidung aktivieren. Beide dienen dazu Gichtanfälle zu vermeiden.
Wenn der Harnsäurespiegel jahrelang immer erhöht ist bzw. noch weiter ansteigt, kommt es eines Tages zu einem akuten Gichtanfall, der meistens die großen Zehengelenke betrifft. Dabei schwillt das Gelenk stark an und verfärbt sich rot und es treten große Schmerzen auf.
Der Betroffene kann nicht mehr normal gehen, er bewegt sich wegen der großen Schmerzen nur auf den Fersen. Nach einigen Tagen, manchmals auch schon nach Stunden, klingt der akute Gichtanfall ab und der Betroffene ist einige Zeit wieder beschwerdefrei. Doch nach Monaten oder sogar nach Jahren stellt sich der nächste Anfall ein.
Wenn sich die Anfälle häufen, kommt es im Verlauf der Jahre zu den typischen entstellenden Gichtknoten an den Gelenken, die von Entzündungen und der Fistelbildung, aus denen Harnsäurekristalle beim Aufplatzen austreten, begleitet werden. Am oberen Rand des Ohrknorpels bilden sich die sehr charakteristischen Gichtknötchen, die der Arzt sofort erkennt.
Um eine Erhöhung der Harnsäurebildung zu vermeiden ist die beste Vorbeugung auf die richtige Nahrung zu achten. Hierbei sind besonders purinreiche Lebensmittel zu meiden bzw. selten zu sich zu nehmen. Auch sollte man beim Alkoholkonsum vorsichtig sein, weil der Alkohol den Harnsäureabbau behindert.
Hier eine kleine Aufstellung wieviel Harnsäure beim Verzehr bestimmter Lebensmittel erzeugt wird:
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