Wie Heuschnupfen und Asthma gehört die Neurodermitis zu den atopischen Erkrankungen, bei denen das Abwehrsystem des Körpers sogenannte Allergene gegen Stoffe aus der Umwelt produziert.
Die Neurodermitis ist auch unter den Namen atopische Dermatitis und endogenes Ekzem bekannt. Sie tritt oftmals schon im Kindesalter auf und wird von genetischen Faktoren oder auch Umwelteinflüssen ausgelöst.
Bei der Neurodermitis ist die Haut besonders trocken und juckt. Eine Linderung erfolgt durch Salben, eine Heilung durch eine ursächliche Therapie ist leider nicht möglich.
In Deutschland sind zwischen 3,5 und 5 Millionen Menschen an Neurodermitis erkrannt.
Die genauen Ursachen einer Erkrankung an Neurodermitis sind bislang noch nicht bekannt, doch gelten genetische Faktoren als mit eine der Hauptursachen für eine Neurodermitis. Wenn beispielsweise beide Elternteile an einer atopischen Erkrankung leiden, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung beim Kind bei 40 bis 80 Prozent.
Neben dieser erblichen Veranlagung können aber auch Umwelteinflüsse der Auslöser einer Neurodermitis sein. Der menschliche Körper produziert gegen bestimmte Stoffe, die man auch Allergene nennt, wie z.B. Hausstaub oder Blütenpollen, Antikörper. Ein besonders wichtiger Antikörper ist das Immunglobulin E, das beim Zusammenspiel mit anderen Botenstoffen des Immunsystems zu einer Überreaktion führen kann, was dann einen verstärkten Juckreiz der Haut hervorruft.
Bei der Neurodermitis ist die Haut besonders trocken, sie kann keine Feuchtigkeit aufnehmen und auch Hautfette fehlen. Deshalb wird im Laufe der Zeit die Haut rissiger und rauer. Weiterhin sind die Durchblutung der Haut sowie die Schweißbildung gestört. Dies führt dann zu dem quälenden Juckreiz, so dass durch das ständige Kratzen die Neurodermtis noch verstärkt wird.
Man unterscheidet bei der Neurodermitis zwischen drei Formen, die abhängig vom Lebensalter sind.
Bei der ersten Form, die im Babyalter auftritt, erkennt man die Neurodermitis an dem roten Ausschlag auf den Wangen. Auf der Kopfhaut zeigt sich ein sogenannter Milchschorf. Das nässende Ekzem ist auf dem Gesicht, dem Hals und auf den Rückseiten von Beinen und Armen. Es kommt häufig zu einer Infektion mit Viren und Bakterien.
Die zweite Form tritt im Kindesalter zwischen ein und zwei Jahren auf, wo sich das Ekzem hauptsächlich in den Armbeugen und Kniebeugen zeigt. Aber auch an den Gelenken der Hände und den Sprunggelenken sowie am Hals ist das Ekzem vorhanden, das einen starken Juckreiz hervorruft.
Die dritte Form sehen wir bei den Jugendlichen und Erwachsenen, wo das Ekzem am ganzen Körper auftreten kann, wobei die Haut trocken, rötlich, fleckig und verdickt erscheint. Zusätzlich erkennt man es auch an stark zerkratzten Knoten.
Die Neurodermitis kann sich auch in einer schwächeren Form zeigen, bei der dann nur die Hände oder Ohrläppchen betroffen sind.
Für die sichere Diagnose gibt es keine spezielle Untersuchungsmethode, doch über die allgemeine Krankengeschichte (Anamese) beziehungsweise über die auftretenden Symptome lässt sich die Krankheit gut feststellen. Auch wird eine gründliche körperliche Untersuchung gemacht, bei der besonders die Regionen, in denen sich die Hautveränderungen zeigen, Aufschluss geben.
Bei der Neurodermitis gibt es auch typische Merkmale, wie vertiefte Handlinien. Am Augenunterlid zeigt sich eine doppelte Falte oder auch stärkere Augenschatten, die ein übernächtigtes Aussehen verleihen.
Über Hauttests werden bestimmte Allergene herausgefunden, wie beispielsweise Hausstaubmilben, Tierhaare, Nahrungsmittel und Blütenpollen. Mittels eines Bluttests können außerdem Abwehrstoffe (Immunglobuline), die eine Entzündungsreaktion der Haut hervorrufen, nachgewiesen werden.
Bei der Behandlung von Neurodermitis gibt es zwei Methoden:
Bei einer leichten bis mittleren Erkrankungsform sind Salben als äußerliche Behandlung vollkommen ausreichend, nur bei schweren Fällen ist eine medikamentöse Behandlung mit entzündungshemmenden Mitteln notwendig.
Für die äußerliche Behandlung stehen drei verschiedene Substanzen zur Verfügung.
Bei der ersten handelt es sich um ein Kortisonpräparat, was als Salbe auf die Haut aufgetragen wird und entzündungshemmend wirkt. Auch lindert es den Juckreiz. Die Nebenwirkungen sind bei der äußeren Anwendung gering, aber bei einer längeren Anwendung kann es zu einer Hautverdünnung kommen, weshalb es besonders bei Kindern im Gesichtsbereich nicht zu lange angewandt werden sollte. Auch verliert das Kortison bei zu langer Anwendung seine Wirkung, man sollte deshalb Pausen bei der Kortisonbehandlung einlegen.
Die zweite Substanz ist ein Calcineurin-Hemmer, der ganz gezielt auf die weißen Blutkörperchen, die an der Entzündung beteiligt sind, wirken. Hier sind die Wirkstoffe Tacrolimus und Pimecrolimus zu nennen.
Pimecrolimus ist schwächer wirksam und wird deshalb bei einer leichten bis mittelschweren Neurodermitis verschrieben. Tacrolimus dagegen bei mittelschweren bis schweren Erkrankungsformen.
Bei beiden Wirkstoffen bilden sich die Hautveränderungen zurück und der Juckreiz verschwindet. Weil auch kein Kortison enthalten ist, kommt es auch nicht zu einem Verlust der Wirkung und der Hautverdünnung.
Diese Mittel sind aber noch nicht lange auf dem Markt und über eventuelle Risiken bei einer längeren Therapie ist deshalb noch keine abschließende Bewertung möglich, auch in Bezug auf ein erhöhtes Krebsrisiko.
Bei der letzten Substanz handelt es sich um Teere, Zinkmixturen und Schieferöle, die als Salbe oder Emulsion auf die entzündente Haut aufgetragen werden. Sie können, eine richtige Anwendung vorausgesetzt, sehr erfolgreich die akute Entzündung heilen.
Allerdings besteht bei diesen Mitteln ein besonders kosmetischer Nachteil, weshalb sie im Alltag oftmals nicht eingesetzt werden.
Bei einer schweren Erkrankungsform der Neurodermitis stehen bestimmte Medikamente in Tablettenform zur Verfügung. Es gibt kortisonhaltige Mittel oder auch Zyklosporin A (Ciclosporin), die eine vermehrte Immunreaktion unterbinden. Aber die Nebenwirkungen sind natürlich weitreichender als bei einer äußerlichen Anwendung.
Zur Linderung des Juckreizes gibt es auch noch Antiallergika (Antihistaminika), die die allergische Reaktion der Haut vermindern und wenig Nebenwirkungen haben.
Wenn die Haut mit Pilzen oder Bakterien befallen ist, helfen dagegen Antibiotika als Kurzbehandlung.
Weitere Behandlungsmethoden sind noch die Lichttherapie (Phototherapie = Bestrahlung mit einer Kombination von UVA- und UVB-Strahlen), die aber wegen einer eventuellen Krebsgefahr nicht bei Kindern durchgeführt wird, und die Klimatherapie. Bei dieser handelt es sich um einen Aufenthalt von vier bis sechs Wochen entweder im Hochgebirge oder an der Nordsee. Weil in diesen beiden Regionen (Reizklima) besonders wenig Allergene vorhanden sind, kann ein Aufenthalt dort zu einer merklichen Besserung der Symptome beitragen.
Grundsätzlich gilt für alle Betroffenen, aggressive Waschmittel und Seifen zu meiden, da deren Haut wesentlich empfindlicher reagiert. Weiterhin ist auf eine gute Hautpflege zu achten. Man sollte ruhig ein paar Cremes ausprobieren. Es empfiehlt sich im Sommer mehr wasserhaltige Cremes zu verwenden, wohingegen im Winter fett- und ölhaltige Cremes angebracht sind.
Im Babyalter zeigt sich die Neurodermitis als ein roter Ausschlag, wobei es auf der Kopfhaut zu einem Milchschorf kommen kann. Im weiteren Verlauf der nächsten Jahre verändert sich das Krankheitsbild, es kommt zu einer Ekzembildung an den Arm- und Kniebeugen, sowie an den Hand- und Sprunggelenken. Bei den Jugendlichen und Erwachsenen tritt das Ekzem am gesamten Körper auf, auch der Oberkörper und der Hals sind betroffen.
Eine Neurodermitis ist bislang nicht heilbar, aber man kann die einzelnen auftretenden Symptome, besonders den Juckreiz, durch bestimmte Salben lindern, so dass viele Patienten ein normales Leben führen können.
Wenn beide Elternteile eine Neigung zur Allergie oder Neurodermitis haben, sollte schon im Babyalter ein Hautarzt aufgesucht werden. Man hat herausgefunden, dass Babys, die in den ersten sechs Monaten regelmäßig ohne Fremdeiweißstoffe, wie Kuhmilch, gestillt bzw. ernährt wurden, weniger bzw. nicht so schwer an Neurodermitis erkranken.
Wenn jemand aber schon an Neurodermitis erkrankt ist, kann man sich vor erneuten Schüben schützen (sekundäre Vorbeugung = Prophylaxe). So sollte man bestimmte Allergene meiden, zum Beispiel Hausstaubmilben, Hühner- oder Kuhmilcheiweiß, Tierhaare und Blütenpollen. Manche Betroffene reagieren auch auf Wolle empfindlich.
Neurodermitiker sollten außerdem Zigarettenrauch meiden, weil der Rauch die Erkrankung noch verstärkt.
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