Die Syphilis, die man wissenschaftlich auch als Lues venerea bezeichnet, ist eine der heimtückischsten Geschlechtskrankheiten. Wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird, bleibt kein Organ verschont und führt zu einem dauernden Siechtum mit Lähmungen und Geistestod.
Sie wird durch winzige Schraubenmikroben (Bakterien), Spirochäten oder Treponemen, in fast allen Fällen durch direkten Wege über den Geschlechtsverkehr ausgelöst. Eine Ansteckung über mittelbar infizierte Gegenstände, wie beispielsweise Trinkgefäße oder Essbesteck, ist sehr selten.
In Westeuropa war in den 90er Jahren die Syphilis seltener geworden, weil vor Angst einer Ansteckung mit HIV beim Geschlechtsverkehr mehr Kondome benutzt wurden. In Deutschland lag die Anzahl der Ansteckungen im Jahr 2005 bei gut 3.000, zum Vergleich in den Jahren 1995 bis 2000 nur bei der Hälfte.
Die Syphilis gehört zu den meldepflichtigen Krankheiten. Sie ist aber mit Hilfe von Penicillin behandelbar.
Syphilis wird durch ein Bakterium namens Treponema pallidum ausgelöst. Diese Bakterien dringen vor allem beim Geschlechtsverkehr über winzige Schleimhautverletzungen in den menschlichen Körper ein, wo sie über die Lymphbahnen und Lymphknoten ins Blut und dann zu den Organen gelangen. Außerhalb des menschlichen Körpers sind die Bakterien nicht lange Zeit lebensfähig.
Die Syphilis kann aber auch auf ein neugeborenes Kind übertragen werden, wenn beispielsweise die Mutter sich während der Schwangerschaft angesteckt hat, oder auch durch eine Infektion bei der Geburt. Man spricht dann von einer angeborenden Syphilis (Lues connata).
Die Syphilis läuft in vier Stadien ab. Nachdem die Bakterien in den menschlichen Körper eingedrungen sind, erkennt man nach der Inkubationszeit, die zirka drei Wochen beträgt, an der Ansteckungestelle, meistens an den Geschlechtsteilen oder auch an den Lippen, ein rotbraunes, hartes Knötchen, was aber schmerzlos ist, und deshalb oftmals nicht wahrgenommen wird. Dieses bezeichnet man auch als "harter Schanker" oder Ulcus durum.
Danach schwellen die Lymphmknoten im Bereich der Geschlechtsorgane also in der Leistengegend ebenfalls schmerzlos an. Im weiteren Verlauf sind alle Lymphmknoten des Körpers betroffen. Es kommt hierbei zu den verschiedensten allgemeinen Krankheitsanzeichen wie Fieber und Schmerzen. In dieser Phase läßt sich die Syphilis mittels einer Blutuntersuchung auf Antikörper auch eindeutig feststellen.
Nach dieser ersten Erkrankungsphase schließt sich zirka neun Wochen nach der Ansteckung die zweite Phase an, in der auf der Haut und den Schleimhäuten in den Mund- und Rachenhöhlen, fleckige, pustelartige oder knotige Ausschläge sichtbar werden. Weiterhin können Nierenentzündung, schmerzhafte Muskelerkrankungen, Haarausfall und Augenentzündungen auftreten.
In der dritten Phase der Erkrankung kommt es zu einer Zerstörung der inneren Organe, der Knochen, der Lungen und des Verdauungstraktes sowie des Blutgefäßsystems.
Es schließt sich dann die letzte Phase an, hier ist die sogenannte Rückenmarksschwindsucht und Gehirnerweichung am bekanntesten.
Wenn sich der Betroffene noch im Frühstadium der Erkrankung befindet, ist die Diagnose über einen Abstrich vom Ausschlag bzw. Geschwür mittels einer mikroskopischen Untersuchung möglich.
Mit Hilfe eines Bluttests lassen sich die Antikörper, die der Mensch automatisch gegen die Syphilis bildet, nachweisen. Diese Untersuchung beruht auf der Wassermannschen Reaktion, benannt nach dem Bakteriologen August Paul Wassermann, 1866-1925, und ergibt in der 5. bis 6. Woche nach der Infektion ein positives Ergebnis, so dass dann die Diagnose Syphilis feststeht.
Besteht der Verdacht auf eine Neurosyphilis, ist eine Hirnwasseruntersuchung mittels Punktion notwendig (Liquordiagnostik).
Schwangere Frauen werden regelmäßig untersucht, so dass eine angeborene Syphilis sehr selten ist.
Die Aussichten auf eine Frühheilung sind dann am größten, wenn der Infizierte sich möglichst schnell in eine ärztliche Behandlung begibt. Dabei wird der neue Fall dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet.
Das beste Behandlungsmittel ist Penicillin. Die Erkrankung im Primär- oder auch noch im Sekundärstadium wird mit zwei Penicillinspritzen mit Langzeitwirkung behandelt.
Im dritten Stadium dauert die Behandlung länger, sie erstreckt sich auf über drei Wochen, wobei es dabei auch zu grippeähnlichen Symptomen kommen kann.
Beim letzten Stadium einer Syphiliserkrankung wird über einen Zeitraum von drei Wochen eine höhere Dosis von Penicillin gegeben.
Sollte bei dem Betroffenen eine Penicillinallergie vorliegen, besteht auch die Möglichkeit der Behandlung mit anderen Medikamenten, wie Doxycyclin, Tetracyclin oder Erythromycin.
Nach der Behandlungsphase sollten bei einer sogenannten Frühsyphilis in den ersten drei Monaten danach monatliche Nachuntersuchungen gemacht werden, später nach einem halben bzw. ganzen Jahr.
Grundsätzlich sollten sich auch die Partner eines Infizierten auf Syphilis untersuchen lassen.
Die Syphilis verläuft, wenn keine Behandlung erfolgt, in vier verschieden Stadien.
Die beiden ersten Stadien, die primäre und sekundäre Syphilis, heilen auch ohne eine Behandlung ab, wobei es nach einer jahrelangen beschwerdefreien Zeit zu einer Spätsyphilis kommt. Hier treten dann späte neurologische Symptome, Herz- und Knochenveränderungen und ein Befall der inneren Organe auf.
Wenn eine frühzeitige konsequente Behandlung erfolgt, sind die Heilungschancen sehr gut. Sie nehmen aber im fortgeschrittenen Stadium ab, so dass im dritten Stadium die Chancen nur noch bei 35 Prozent liegen. Bei den anderen Fällen führt die Syphilis zum Tod oder einer lebenslangen Invalidität, so dass die Betroffenen pflegebedürftig werden.
Eine Schutzimpfung gegen Syphilis gibt es nicht, so dass der einzige Schutz gegen eine Ansteckung beim Geschlechtsverkehr das Kondom ist.
Der angeborenen Syphilis kann man über die regelmäßigen Mutterschaftsvorsorgeuntersuchungen vorbeugen.
Wenn jemand an Syphilis erkrankt ist, sollte er alles Mögliche tun, um eine Ansteckung seiner Umgebung zu vermeiden. Er sollte sein eigenes Tischbesteck und Bettwäsche sowie Waschlappen und Handtücher benutzen. Auf den Geschlechtsverkehr ist selbstverständlich so lange zu verzichten, bis eine komplette Heilung erreicht ist.
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